Artenschutz

Schutz der Tierarten im Landkreis Cham

In der abwechslungsreichen Landschaft des Bayerischen Waldes leben viele, zum Teil sehr seltene Tierarten. So brütet in den Flussniederungen u.a. noch der seltene Brachvogel, der Fischotter durchstreift die fischreichen, schnellfließenden Gewässer bis in die Mittelgebirgshochlagen wo u.a. noch die Auerhenne ihre Jungen groß zieht. Durch gezielte Anwendung von Förderprogrammen, Ausweisung von Schutzzonen und besucherlenkenden Maßnahmen, werden im Bestand bedrohte Arten und deren Lebensräume geschützt.

Das Auerhuhn – bedrohtes Wappentier

Die flächigen bayerischen Brutgebiete des Auerwildes liegen im Alpenraum.
Der Brutbestand in Bayern liegt bei 400 bis 600 Paaren (2003).
Nur noch wenige Tiere leben entlang des Mittelgebirges in Ostbayern und somit auch im Landkreis Cham.


Wildschutzgebiet für Auerwild “Kleiner Arber”

Die Bergwälder am Gebirgskamm zwischen „Mühlriegel“ und „Arber“ sind Rückzugsgebiet des seltenen Auerhuhns. Um diese beeindruckende Wildhuhnart vor dem Aussterben zu retten, wurde hier das Wildschutzgebiet „Kleiner Arber“ mit ca. 1830 ha eingerichtet.

Fledermäuse willkommen!

 

Um dem schnellen Rückgang vieler Fledermausarten in Bayern entgegenzuwirken gibt es seit 1985 das Artenhilfsprogramm für Fledermäuse in dessen Rahmen an der Universität Erlangen/Nürnberg und der Universität München die Koordinationsstellen für Fledermausschutz Bayern Nord und Süd eingerichtet wurden. Hauptaufgabe der Koordinationsstellen ist die Beratung von Behörden, Bürgern und Fachleuten zum Thema Fledermausschutz, außerdem werden Bestandserfassungen und Beobachtungen zur Bestandsentwicklung durchgeführt. Im Landkreis Cham werden durch die Koordinationsstelle Bayern Nord regelmäßig Zählungen der Wochenstuben des Großen Mausohrs durchgeführt.

 

Das Bayerische Landesamt für Umweltschutz hat im Jahre 2005 unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Gesundheit die Aktion „Fledermäuse Willkommen“ ins Leben gerufen. Mit dieser Aktion möchte das Landesamt für Umwelt die Bevölkerung über aktiven Fledermausschutz z. B. bei Sanierungsarbeiten an Gebäuden oder Gestaltung von Bauwerken informieren.

 

In Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz hat die Untere Naturschutzbehörde 2009 in Cham die Plakette „Fledermäuse Willkommen“ an private Hausbesitzer verliehen.

Schutz der Waldameisen im Landkreis

Die untere Naturschutzbehörde ist auch Ansprechpartner bei Problemen mit Waldameisen. Alle Waldameisenarten sind gesetzlich streng geschützt und dürfen weder getötet noch ihre Nester beschädigt werden. Grundsätzlich darf ohne die Zustimmung der Höheren Naturschutzbehörde kein Eingriff erfolgen.

In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Ameisenschutzwarte e.V. - Arbeitskreis Not- und Rettungsumsiedlung von Ameisenvölkern - werden entsprechend ausgebildete Personen beauftragt zu beraten und bei Notwendigkeit eine fachgerechte Rettungsumsiedlung vorzunehmen. Personen, die an dieser Aufgabe interessiert sind und als Ehrenamtliche Kräfte im Ameisenschutz tätig werden möchten, können sich gerne bei den Naturschutzbehörden oder dem Arbeitskreis Not- u. Rettungsumsiedlung informieren.

Weißstorchhorste und Bruterfolge

Seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen zu den Bruterfolgen des Weißstorches in Bayern, sind für den Landkreis Cham aktuell 29 Brutstandorte bekannt. Neuansiedlungen erfolgten z.B. 2022 in Döfering und in Hof bei Chammünster.
Viele Neststandorte weisen zum Teil alte Traditionen auf. Der Horst auf der Kirche in Untertraubenbach wird nachweislich seit dem Jahre 1899 als Nistplatz benutzt.

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Belegung der Horste mit den Bruterfolgen basierend auf den Daten der „großen bayerischen Weißstorchkarte“ des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz).

Bedrohte Pflanzenarten im Landkreis Cham

Im Landkreis Cham wachsen zahlreiche seltene und gefährdete Pflanzenarten, deren Erhalt besondere Aufmerksamkeit verdient. Neben bekannten Arten wie der Buschnelke, verschiedenen Orchideen und der Stachelspitzigen Teichsimse zählen auch viele endemische Pflanzen zu den Sorgenkindern des Naturschutzes. Ein spezielles Artenhilfsprogramm widmet sich ihrem Schutz.

Artenhilfsprogramm für stark bedrohte Pflanzenarten im Landkreis Cham

Das Bayerische Naturschutzgesetz verpflichtet nicht nur zum passiven Schutz wertvoller Naturbestandteile, sondern auch zur aktiven Pflege und Entwicklung der Landschaft. Ein zentrales Instrument in diesem Aufgabenbereich sind die Artenhilfsprogramme (AHP).

Diese Programme werden vorrangig vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) sowie den Höheren Naturschutzbehörden an den Bezirksregierungen umgesetzt. Ziel ist der Erhalt von Populationen endemischer (nur in Bayern vorkommender) sowie hochgradig gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Artenhilfsprogramme ergänzen klassische Naturschutzinstrumente wie den Flächenschutz (z. B. Schutzgebiete) und den Biotopschutz (z. B. Vertragsnaturschutzprogramm, Kulturlandschaftsprogramm). Sie dienen als fachliche Leitlinien für Schutz, Pflege und Entwicklung bestimmter Arten und Artengruppen.

Besondere Priorität erhalten:

  • Endemische Arten, die ausschließlich in Bayern vorkommen,
  • International gefährdete Arten, deren Hauptverbreitungsgebiet in Bayern liegt.

Diese Priorisierung wird durch internationale Verpflichtungen gestützt, insbesondere durch:

  • die FFH-Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie der EU,
  • sowie die Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten.

Hintergrund und Zahlen

Seit 1991 wird in Bayern das Artenhilfsprogramm für endemische und stark bedrohte Pflanzensippen durchgeführt. Grundlage sind Wuchsortkartierungen, die bereits in den 1980er Jahren begonnen wurden. Dabei werden unter anderem erfasst:

  • Populationsgrößen und -entwicklungen,
  • Standortfaktoren (abiotisch und biotisch),
  • Nutzungseinflüsse sowie
  • aktuelle und potenzielle Gefährdungen.

Auf dieser Basis werden konkrete Schutz- und Entwicklungsziele sowie geeignete Maßnahmen definiert.

In Bayern gibt es:

  • 54 Endemiten (weltweit nur in Bayern),
  • 64 Subendemiten (nur in Bayern und angrenzenden Regionen).

Von den Endemiten gelten 72 % als gefährdet, bei den Subendemiten sind es 45 %. Weitere Arten mit hoher internationaler Verantwortung Bayerns – etwa Reliktarten oder isolierte Vorposten – weisen ebenfalls eine Gefährdungsrate von 60–70 % auf.

Umsetzung im Landkreis Cham

Im Landkreis Cham wurde ein Werkvertrag mit dem Naturparkverein Oberer Bayerischer Wald e. V. und dem Diplom-Biologen Martin Scheuerer (Nittendorf) geschlossen. Finanziert wird das Projekt durch den Landkreis Cham und die Regierung der Oberpfalz.

Ziel ist die:

  • Dokumentation,
  • Betreuung und
  • Sofortpflege ausgewählter Wuchsorte stark bedrohter Pflanzenarten.

Aktuell werden bis zu 120 hochgradig gefährdete Arten an über 240 Wuchsorten im Landkreis untersucht und betreut. Zudem erfolgt eine enge Abstimmung mit Grundstückseigentümern und -nutzern, um geeignete Pflegemaßnahmen umzusetzen.

Die Buschnelke (Dianthus seguieri ssp. glaber)

Mit zu den botanischen Besonderheiten im Landkreis Cham gehört die Buschnelke. Sie besiedelt wechseltrockene bis frische, häufig grundfeuchte, saure Standorte. Die Hauptblütezeit der ausdauernden Nelke ist von Juni bis August. In den trockeneren Bereichen der Magerwiesen der Regentalaue war sie ehemals verbreitet, kommt heute aber fast nur mehr an Straßen- und Wegböschungen der Aue vor. Dort ist sie durch Verbuschung einerseits, durch vorzeitige Mahd andererseits weiterhin in ihrem Bestand bedroht. Das Vorkommen in der Regentalaue zwischen Miltach und Roding ist eines von 6 Verbreitungszentren in Bayern, zahlenmäßig eines der bedeutendsten und liegt ausschließlich im Landkreis Cham.

Seit dem Jahr 2003 wird auf ausgesuchten Flächen in der Regentalaue versucht die Buschnelke wieder auf den Wiesen anzusiedeln. 2004 wurden an 14 Stellen Samen ausgebracht oder vorgezogene Sämlinge gepflanzt. Eine späte Mahd ab Anfang September gewährleistet die zur Vermehrung notwendige Samenreife. 2005 hatte sich bereits ein Bestand von ca. 700 Blüten und Knospen entwickelt. 2010 konnten auf den Ansiedlungsflächen bereits 5500 Blüten und Knospen gezählt werden.
Der Bestand der Buschnelke in der Regentalaue hat sich durch diese Artenhilfsmaßnahme bisher verdoppelt und sie kann sich wieder in der Fläche ausbreiten.

Orchideenarten im Landkreis

Die meisten der über 70 Orchideenarten in Bayern sind in ihrem Bestand gefährdet.
Die bekannteste und häufigste Art der feuchten Standorte im Landkreis Cham ist wohl das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis).
Mit ihren purpurroten Blüten heben sie sich auffällig vom Grün der von ihnen besiedelten wechselfeuchten Wiesen ab.

Typische Arten der trockeneren Standorte des Oberen Bayerischen Waldes sind die Berg- und die Weiße Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha u. P. bifolia).

Die Stachelspitzige Teichsimse (Schoenoplectus mucronatus)

Zu den seltensten Pflanzen Deutschlands gehört die in der Regentalaue vorkommende Stachelspitzige Teichsimse. Die bayerischen Wuchsorte der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Teichsimsenart können an einer Hand abgezählt werden. Durch die Anlage von flachen Gewässern, speziell entlang von Gräben, konnte sich die Art in der Regentalaue bereits wieder ausbreiten.

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