Regentalaue

Das Naturschutz-Großprojekt Regentalaue im Rahmen der internationalen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen

Zehn Jahre für die ökologische Trendwende – auch in der Regentalaue

Gesunde Ökosysteme sind entscheidend für den Schutz unserer Lebensgrundlagen, die Abmilderung des Klimawandels und den Erhalt der Artenvielfalt. Mit der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen (2021–2030) setzen die Vereinten Nationen ein weltweites Zeichen gegen die fortschreitende Zerstörung natürlicher Lebensräume. Auch das Projekt Regentalaue trägt dazu bei: Durch gezielte Maßnahmen zur Renaturierung und Pflege wird dieses wertvolle Feuchtgebiet in der Oberpfalz ökologisch gestärkt und als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten gesichert. Das Naturschutzgebiet Regentalaue wurde im November 2022 als Hervorragendes Beispiel ausgezeichnet.

Gebietscharakteristik

Lage und Größe

Das Projektgebiet Regentalaue umfasst eine Fläche von 1.770 Hektar.
Die zukünftige Entwicklung orientiert sich ausschließlich an den ökologischen Anforderungen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Das Kerngebiet liegt westlich der Stadt Cham in der Cham-Further Senke auf etwa 360 m über NN.
Das Klima ist im Vergleich zur Umgebung kontinental geprägt, mit einer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge von 716 mm und einer Temperaturdifferenz von 19 °C im Jahresverlauf.

Schutzstatus und Landschaftsbild

Das gesamte Gebiet liegt innerhalb von Europäischen Vogelschutzgebieten sowie Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH).
Große Teile stehen zudem unter Landschaftsschutz.

Das Regental zwischen Cham und Pösing ist geprägt durch:

  • eine wiesengenutzte Auenlandschaft mit hohem Grundwasserstand,
  • den mäandrierenden Verlauf des Flusses Regen mit regelmäßigem Hochwasser,
  • eine weitgehend unbebaute Talsohle, bedingt durch die Hochwasserdynamik.

Gewässer und historische Teichlandschaft

Neben dem Fluss Regen, mehreren Bächen und Altwässern mit vollständiger Verlandungszonierung, prägen vor allem die Teichgebiete aus dem 16. Jahrhundert das Landschaftsbild.

Diese Teiche wurden meist extensiv genutzt und tragen heute wesentlich zur hohen ökologischen Wertigkeit des Gebietes bei – etwa durch:

  • Schwingrasenverlandung,
  • breite Röhrichtzonen,
  • und naturnahe Gewässerstrukturen.

Der ursprünglich typische Auenwald ist heute nur noch fragmentarisch vorhanden, meist in Form von galerieartigen Weiden- und Schwarzerlensäumen.

Naturschutzgebiet seit 2010

Im Januar 2010 wurde der überwiegende Teil des Projektgebietes – 1.427 Hektar – als Naturschutzgebiet „Regentalaue zwischen Cham und Pösing“ ausgewiesen.

Förderprojekt des Bundes

Das Rötelseeweihergebiet und die Regentalaue zwischen Cham und Pösing wurden 1989 in das Förderprogramm des Bundes zur „Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“ aufgenommen. Die Trägerschaft für das Naturschutzgroßvorhaben übernahm der Landkreis Cham.

Die Projektlaufzeit mit Grunderwerb und der Durchführung biotopgestaltender Maßnahmen dauerte von 1989 bis Ende 2003. Seither haben der Landkreis Cham und der Freistaat Bayern insgesamt 431 ha Wiesen, Weiher und Äcker erworben – darunter die besonders wertvollen Rötelseeweiher – und zahlreiche biotopverbessernde Maßnahmen durchgeführt.

Für die Realisierung des Projekts standen 9,5 Mio. Euro zur Verfügung.
Ziel des Naturschutzprojekts ist die Erhaltung einer naturnahen Fluss-, Auen- und Weiherlandschaft, die Verbesserung der Lebensbedingungen für die im Gebiet vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sowie die Sicherung der biologischen Vielfalt.

Weiterführendere Informationen entnehmen Sie dem angebotenen Flyer "Naturschutzgroßprojekt Regentalaue".

Naturbeobachtung in einer Auenlandschaft von nationaler Bedeutung

Im Naturschutzgebiet Regentalaue bieten sich dem Naturbeobachter ganzjährig Möglichkeiten, die Tierwelt, insbesondere aber die Vogelwelt, zu beobachten.
Seien es zur Brutzeit die auentypischen Wiesenbrüter, wie Kiebitz und Großer Brachvogel, sowie verschiedene Wasservögel, z. B. Schwarzhalstaucher und Schnatterente, an den Rötelseeweihern.
Zur Zugzeit rasten diverse Limikolenarten (Strandläufer), wie z. B. Grünschenkel oder Bruchwasserläufer aus Nordeuropa in den abgesenkten Teichen oder an den Gestaltungsflächen in den Auwiesen.
Als Wintergäste sind unter anderem regelmäßig Schellenten und Gänsesäger im Regenfluss oder – sofern eisfrei – in den Weihern zu beobachten.

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts wurden auch gezielte Biotopgestaltungen vorgenommen, um den Naturerlebniswert der Regentalaue zu steigern.
Diese Bereiche sind alle von öffentlichen Straßen aus einsehbar.
Eine Naturbeobachtung ohne Störung ist somit jederzeit möglich.
Für den optimalen Beobachtungsgenuss ist ein Fernglas jedoch unerlässlich.

Im angebotenen Flyer "Naturbeobachtung" sind die interessantesten Beobachtungspunkte dargestellt.

Bootswandern im Naturschutzgebiet

Zwischen Cham, ab dem Bürstenpass bei Neumühle und der Regenbrücke bei Pösing verläuft der Bootswanderweg durchgehend im Naturschutzgebiet Regentalaue.
Wegen des eingetieften Flusslaufs sehen und erleben die Bootsfahrer von der Landschaft und Natur der Aue nur wenig.

Für sie besteht die Möglichkeit, sich an der Anlegestelle bei Untertraubenbach zu informieren.
Ein kleiner Lehrpfad informiert über die Naturausstattung der Regentalaue.
Vom 15 m hohen Aussichtsturm kann der wichtigste Teil der Aue überblickt werden – im Hintergrund die Gipfel des Bayerischen Waldes.

Speziell in der Zeit von April bis Juni kann der ornithologisch Interessierte während einer Wanderung entlang der Hauptstraße u. a. den Großen Brachvogel oder den Kiebitz erleben.

Im angebotenen Flyer "Naturbeobachtung" sind die interessantesten Beobachtungspunkte dargestellt.

Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt im und am Regen gelten für Bootsfahrer besondere Verhaltensregeln.
Diese Regelungen sind dem angebotenen Flyer "Bootswandern" zu entnehmen.
Der Flyer enthält auch eine Karte des Naturschutzgebiets mit hervorgehobenem Lauf des Regenflusses sowie der Anlegestelle bei Untertraubenbach.

Langfristige Naturbeobachtung in der Regentalaue

Die ersten unregelmäßigen Aufzeichnungen über die Vogelwelt in der Regentalaue stammen aus den 1930er Jahren.
Eingehendere Untersuchungen wurden von M. Zeidler in den Jahren 1962 und 1963 durchgeführt.
Er erwähnt in seinem Beitrag „Ein Vogelparadies“ 92 Brutvogelarten und 50 Gastvogelarten.

Etwa zur gleichen Zeit begannen die Ornithologen A. Gauckler und M. Kraus aus Nürnberg mit artspezifischen Untersuchungen.

Anfang der 1970er Jahre starteten Mitarbeiter der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern unter der Leitung von Peter Zach mit einer systematischen Erforschung des Gebiets. Ziel war die langfristige Bestandsuntersuchung ausgewählter und typischer Arten.

Seitdem wird bei über 50 Vogelarten ein planmäßiges Brutvogel- und Rastvogelmonitoring durchgeführt.
Wöchentlich werden Vögel gezählt, kartiert und die Daten in Protokollen festgehalten.
Mittlerweile wurden über 300.000 Datensätze gesammelt.

Zu den untersuchten Arten gehören unter anderem:

  • Wasservögel: Schwarzhalstaucher, Schnatterente, Knäkente
  • Wiesenbrüter: Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Kiebitz, Braunkehlchen
  • Schilf- und Verlandungszonenbewohner: Blaukehlchen, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger
  • sowie zahlreiche Wasser- und Watvogelarten als Durchzügler und Gäste

Im Jahr 1980 wurde das Langzeitprojekt um folgende Arten erweitert:

  • Amphibien: Laubfrosch, Moorfrosch
  • Pflanzenarten: Wasserfeder, Arnika, Breitblättriges Knabenkraut

Ergebnisse und Bedeutung

Seit 1970 wurden in der Regentalaue insgesamt 276 verschiedene Vogelarten festgestellt:
davon 136 Brutvogelarten und 140 Gastvogelarten.

Im Rahmen der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplans für das Naturschutzgroßprojekt konnten zudem das Vorkommen von:

  • 72 Pflanzengesellschaften
  • 508 Pflanzenarten
  • und über 1.000 Tierarten bestätigt werden.

Das Regental gehört hinsichtlich der Vögel und Amphibien zu den am besten untersuchten Gebieten in Bayern.

Der angebotene Flyer "Eine Auenlandschaft von nationaler Bedeutung" informiert näher über dieses Thema.

Die Flyer Bootswandern, Auenlandschaft, Naturschutzgroßprojekt, und Beweidungsprojekt sind auch in gedruckter Form am Landratsamt erhältlich. 
Der Flyer Naturbeobachtung ist nur hier als PDF-Vorlage ausdruckbar.

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