Monitoring für „Naturnahe Weiden“ in Waldmünchen beginnt

Mitarbeitende des Naturparks beginnen mit dem begleitenden Monitoring für das Weideprojekt im Raum Waldmünchen. Unterstützt werden sie dabei von weiteren Biologen.
Nach vielen Gesprächen mit Landwirten, Rinderhaltern und Flächenbesitzern haben die wissenschaftlichen Untersuchungen für das Weideprojekt im Raum Waldmünchen begonnen. Biologen machten dafür sogenannte 0-Aufnahmen, bei denen sie bestehende Vegetation, Tagfalter und Heuschrecken erfassen. Diese ersten Messungen dienen als Ausgangspunkt, um überprüfen zu können, wie sich die Artenzusammensetzung auf den Flächen durch die Beweidung entwickelt. „Wir haben eine wunderschöne Heimat mit großartigen Bergen, Tälern und Flüssen. Um diese hohe Attraktivität zu erhalten, müssen wir für die Zukunft vorsorgen. Die Beweidung trägt auf entscheidende Weise dazu bei. Sie ermöglicht es nicht nur, die offene Struktur der Talauen zu bewahren, sondern auch die Artenvielfalt zu erhalten “, begrüßt Landrat und Vorsitzender des Naturparks Franz Löffler die Fortschritte des Projekts.
Ziel ist es, an vorerst zwei Stellen im Gemeindegebiet eine Rinderbeweidung zu etablieren. Die extensiven Weidekomplexe sollen am Perlsee sowie im Bereich des Gruberbachs entstehen. Für das Projekt hatte eine Trägergemeinschaft, die sich aus dem Naturpark Oberer Bayerischer Wald, der Stadt Waldmünchen, dem Naturparkverein Waldmünchen und dem Verein zur Gründung der NaturStiftung Böhmerwald-Schwarzachtal zusammensetzt, eine Förderung bei den Bayerischen Naturschutzfonds beantragt. Nach der Genehmigung ist das Projekt offiziell im September 2024 gestartet. Im Rahmen des begleitenden Monitorings sollen die Aufnahmen jährlich wiederholt werden, damit Änderungen des Landschaftsbilds, der Tier- und der Pflanzenarten zeitnah festgestellt und dokumentiert werden können. Damit ist es möglich, regelnd über die Besatzstärke mit Rindern einzugreifen und damit möglichen unerwünschten Veränderungen vorzugreifen.
Einfachere Bewirtschaftung durch Rinderbeweidung
Die praktische Umsetzung der naturnahen Beweidung soll im Jahr 2026 am Gruberbach beginnen. Hierzu kommen Rinder zum Einsatz, die nach einem sorgfältig erstellten Konzept zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten weiden können, um eine schonende Bewirtschaftung sicherzustellen. Die für die Beweidung geplanten Flächen sind in vielen Fällen sehr nass und liegen teilweise sogar brach. Das erschwert die maschinelle Bewirtschaftung, sodass eine Pflege kann nur durch mit Spezialmaschinen ausgerüstete Landwirte erfolgen kann. „Die Rinderbeweidung bietet die Chance die Bewirtschaftung zu vereinfachen, wertvollen Lebensräume für Tiere und Pflanzen offenzuhalten und gleichzeitig hochwertige, regionale Lebensmittel zu produzieren.“, betont der Chamer Landrat.
Ein weiterer wichtiger Punkt des Projekts ist der Gedanke des Biotopverbundes. Das bedeutet, dass die Weiden nicht als einzelne Flächen wirken, sondern über Korridore miteinander verbunden sind. So entsteht ein durchgängiges Netz von Lebensräumen, das auch den Wasserrückhalt und andere ökologische Prozesse durch die Vernetzung von wertvollen Flächen fördert. Neben der Beweidung sollen vor allem Straßenbegrünungen und neue Hecken dazu beitragen, die Natur in der ganzen Region zu unterstützen. Das Projekt dient aber nicht nur dem Naturschutz, sondern vielen weiteren Aspekten. Es stellt eine Chance für interessierte Landwirte dar, eine andere Form der Bewirtschaftung auszuprobieren. Auch die Stärkung der regionalen Wertschöpfungsketten durch die Vermarktung des Fleisches über das Netzwerk „Landgenuss Bayerwald“ ist Teil des Projekts. Zudem soll durch einen später geplanten Lehrpfad ein wertvoller Beitrag zur Umweltbildung geleistet werden. Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse können die Grundlage für ähnliche Projekte in anderen Regionen bilden – daher können wir gespannt sein, was uns die ersten Ergebnisse zeigen werden.