Baumpflegeaktion zum Erhalt der Wolframslinde

04. Juli 2025: Naturschutz und Baumpfleger optimieren Lichtbedingungen
Baumpflege Wolframslinde (1)

Johannes Winter von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt (rechts) mit dem Team der Firma Christian Hartl

Kaum jemand hat so viele Höhen und Tiefen der Geschichte erlebt: Von den Schlachten des Mittelalters, der Erfindung des Buchdrucks, bis hin zu den beiden Weltkriegen und der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Die Wolframslinde in Ried am Haidstein war dabei. Sie zählt zu den ältesten Linden Deutschlands – und ist ein lebendiges Naturdenkmal. Auf ein Alter zwischen 600 und 1000 Jahren wird der Baum geschätzt. Dass ein Baum ein solches Alter erreicht, erfordert nicht nur den richtigen Standort, sondern kontinuierliche und professionelle Pflege. „Ohne die sichernden Maßnahmen der Baumpfleger wäre die Linde heute schon längst komplett zerfallen“, weiß Johannes Winter. Als Fachmann für den Schutz von Naturdenkmälern in der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Cham koordiniert er Anfang Juli eine besondere Pflegeaktion. Ausgerüstet mit Karabinern, Kletterseilen und einer Hebebühne hat sich eine Gruppe von Baumpflegern ans Werk gemacht, um in der unmittelbaren Umgebung der Wolframslinde wieder für optimale Bedingungen zu sorgen.    

Neben Wasser, Nährstoffen und ausreichendem Wurzelraum sind gute Lichtverhältnisse von zentraler Bedeutung für das Überleben der Linde.  „Die umliegenden Bäume werden über die Jahre älter und stärker und drohen, die Linde zu verschatten. Dadurch kann diese weniger Chlorophyll und wichtige Nährstoffe einlagern, was die Widerstandskraft des Baumes enorm schwächen kann“, erläutert Winter den Hintergrund der Maßnahme. Von den Fachleuten ist bei den Schnittarbeiten rund um die Linde viel Expertise und Fingerspitzengefühl gefragt. In der dicht bewachsenen Umgebung gilt es, das Geäst der bis zu 15 Meter hohen Nachbarbäume gezielt zurückzuschneiden, ohne die empfindlichen Überreste der Wolframslinde zu gefährden. Diese hat einen Großteil ihrer Substanz durch Verfaulungsprozesse über die Jahrhunderte bereits verloren und besteht heute nur noch aus drei Frakturteilen. Spezielle Metallstützen zeugen von einem schweren Sturm, der die Linde im Jahr 1950 schwer getroffen hatte und dem hochbetagten Naturdenkmal beinahe ein Ende bereitet hätte. „Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen ist es glücklicherweise gelungen, den Überresten wieder den nötigen Halt zu geben“, erklärt Winter.

Für die aktuelle Pflegemaßnahme spielt natürlich auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Die Sommermonate seien für die Schnittarbeiten der ideale Zeitpunkt, weil die Gehölze besser verheilen und nicht mehr so stark durchtreiben, erklärt der Experte. Bei der Umsetzung werde größter Wert darauf gelegt, den Schnitt so schonend wie möglich für Pflanzen und Tiere durchzuführen - insbesondere mit Blick auf die Schonzeit beim Baum- und Heckenschnitt zwischen März und September. Hierfür setzen die Baumexperten neben Kletterseilen auch einen Teleskopsteiger ein, der sie zur Krone des höchsten Nachbarsbaums befördert. Zum Abschluss der Maßnahme wird hier eine spezielle Sicherung eingebaut, um dem Baum bei möglichen Unwetterereignissen zusätzliche Stabilität zu verleihen. Beteiligt an der Pflegeaktion der unteren Naturschutzbehörde war die Firma Christian Hartl mit seinem Team. Die Gesamtkosten der Schutzmaßnahme belaufen sich auf rund 4.000 Euro. Landrat Franz Löffler bedankt sich bei allen Beteiligten und unterstreicht den hohen Wert solcher erhaltenden Maßnahmen für die Region. „Ein wertvoller Beitrag, um unsere einzigartige Natur- und Pflanzenwelt zu erhalten und die beeindruckenden Naturdenkmäler unserer Heimat für die Zukunft zu bewahren.“ Sein Dank gilt auch der Sparkasse im Landkreis Cham, die das Vorhaben der unteren Naturschutzbehörde finanziell unterstützt hat. 

Einen Videobeitrag zur Aktion zum Download finden Sie hier: Reel Baumpflege Wolframslinde.MOV