4 Wochen Landarztluft schnuppern

19. März 2024: 37 Medizinstudierende lernen den Landkreis Cham kennen
Besonderen Spaß hatten die Medizinstudenten beim gemeinsamen Üben mit den Kindern der Kindersportschule Cham.

Der Landkreis Cham stößt bei medizinischen Nachwuchskräften auf steigendes Interesse. Über 60 Medizinstudierende wollten wieder in unserer Region praktische Erfahrungen sammeln. 37 davon hatten in den letzten vier Wochen die Chance dazu. Sie machten in Praxen in der Region ihre sogenannte Famulatur. Diese Möglichkeit wird im Rahmen der Aktion „exzellenter Sommer bzw. Winter“ organisiert. „Von alleine wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mir eine Famulatur außerhalb meiner Universitätsstadt zu suchen bzw. auf das Land zu gehen, das wäre zu viel Organisationsaufwand gewesen“, so eine Teilnehmerin nach den knapp vier Wochen. „Für meinen späteren Entscheidungsprozess, welches Fachgebiet ich wo ausüben möchte, wäre mir eine wertvolle Erfahrung entgangen.“ Junge Mediziner von unserer Region zu überzeugen sei eine Daueraufgabe, weiß Landrat Franz Löffler. „Und wie könnte man jemanden besser davon überzeugen, als wenn er den Landkreis und seine Menschen selber erlebt?“

 

Übungen mit Kindern

Dieses praktische Erleben war auch fester Bestandteil der gemeinsamen Aktivitäten. Praktische Einblicke in die Aufgaben eines Kinderarztes zum Beispiel erhielten die Teilnehmenden bei einem ganz besonderen Kurs, der von der Gesundheitsregion Plus des Landkreises Cham gemeinsam mit den pädiatrischen Assistenzärztinnen aus dem „KUNO-Land-Projekt“ und der Kindersportschule (KISS) Cham organisiert wurde. Gemeinsam mit Kindern wurden Untersuchungen eingeübt. An verschiedenen Stationen wurden typische Kinderkrankheiten besprochen, bevor geeignete Behandlungsmethoden anschließend gemeinsam mit Kindern bei praxisnahen Szenarien eingeübt wurden. „Ergänzend zum verpflichtenden Teil des Medizinstudiums erhalten die Studierenden im Rahmen des Projekts durch die Organisatoren zusätzliche fachliche Begleitangebote, die sie die Inhalte aus dem oft theorielastigen Studium erleben lassen“, erläutert Eva Liedtke, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus. Ein weiteres Angebot war zum Beispiel ein Wundnähkurs unter fachlicher Begleitung von Dr. Florian Stadler. Der Schwerpunkt der praktischen Anleitung erfolgte in den Praxen. Hier nahmen sich die Ärzte Zeit, den Studierenden ihren Arbeitsalltagnäher zu bringen und ihnen praktische Hinweise zu geben. „Ich möchte mich deswegen bei allen Studentinnen und Studenten, aber auch besonders allen betreuenden Praxen herzlich bedanken, die die Medizinstudierenden mit außerordentlichem Engagement von ihrem Beruf als Landärzte begeistern möchten“, dankt Landrat Franz Löffler.

 

Populäres Projekt

Der „exzellente Sommer/ Winter“ gilt als eines der deutschlandweit populärsten Projekte zur ärztlichen Nachwuchsgewinnung im ländlichen Raum und ist ein Produkt aus der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der Gesundheitsregion Plus des Landkreises Cham und der Initiative „LandArztMacher“. Das Ziel des Projektes ist es, den Studierenden den Landarzt als attraktives Berufsbild erlebbar zu machen. Dadurch soll als Nebeneffekt auch mit bestehenden Klischees über die ärztliche Tätigkeit im ländlichen Raum aufgeräumt werden. Der Fokus wird nicht allein auf die Hausarztpraxis gelegt. Man versteht den Landarztberuf fachdisziplinübergreifend. Jeder Facharzt, der mit den Rahmenbedingungen des ländlichen Raumes arbeitet, ist ein Landarzt. Damit soll einerseits das Angebot für Medizinstudierende breiter aufgestellt werden, andererseits können weitere Fachärzte, wie beispielsweise Pädiater, Medizinstudierende von ihrem Fachbereich überzeugen.

 

Zentral organisiert wird das Projekt durch die „Landarztmacher“, einer Initiative des Hausarztes Dr. Wolfgang Blank aus Kirchberg. Die „Stamm-“Landkreise Cham, Freyung-Grafenau und Deggendorf steuern das Projekt dann auf Landkreisebene gemeinsam. Finanziell unterstützt werden die „Exzellenten Projekte“ durch die AOK, die sich intensiv für die Umsetzung der Projekte in der Region engagiert.

 

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Fachkräftegewinnung mal anders: Ein Mädchen untersucht mit dem Stethoskop zwei Medizinstudenten.