Ausstellung „Update Hinterglasmalerei – Spuren in Bayern und Böhmen“
Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut vom 14. Mai 2025 bis 30. April 2026
War um 1900 in Bayern, Böhmen und Oberösterreich die Zeit der Hinterglasmalerei vorbei? Als Bilder der Andacht und als Wandschmuck zogen damals industriell hergestellte Farbdrucke in ländliche Stuben oder Kapellen ein. Sie verdrängten die seit Generationen mühevoll hinter Glas gemalten Heiligenbilder aus Winklarn im Oberpfälzer Wald, aus Neukirchen b. Hl. Blut oder Raimundsreut im Bayerischen Wald, aus Klattau (Klatovy), Taus (Domažlice), Neumark (Všeruby), Außergefild (Kvilda) und Buchers (Pohoří na Šumavě) auf der tschechischen Seite oder aus Sandl im oberösterreichischen Mühlviertel.
Wer schätzte und sammelte die alten Bilder später noch – die Museen? Und wer war so beeindruckt von der Leuchtkraft der Hinterglasbilder, dass er oder sie selbst zu Pinsel, Farbe und Glasplatte griff?
Während die einen das Bewahren und Wiederbeleben des Alten in den Vordergrund rückten, mussten andere mit der Tradition brechen, um zu neuer künstlerischer Aussage auf dem zerbrechlichen Malgrund zu finden.
Die Ausstellung „Update Hinterglasmalerei“ präsentiert Ergebnisse dieser Spurensuche in der Region. Sie spannt einen weiten Bogen: von der volkstümlichen, in Werkstätten betriebenen Hinterglasmalerei der sogenannten „Neukirchener Schule“ des 18. und 19. Jahrhunderts, zu sehen in der Schausammlung des Wallfahrtsmuseums, und von anderen Malerorten des Oberpfälzer Waldes, Bayerischen Waldes und Böhmerwaldes bis hin zur Auseinandersetzung mit diesem Thema in der zeitgenössischen Kunst der Region.
Präsentiert wird eine breite Palette von Hinterglasbildern: historische Bilder der religiösen Andacht, Bilder im Kontext von (wieder)entdeckter „Volkskunst“ und des Sammelns, als Spielart kreativer Freizeitgestaltung ab etwa 1970 und als Sujet in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
So sind etwa Hinterglasbilder der Künstler Helmut Sturm, Heiko Herrmann, Kurt von Unruh, Walter Mauder, Erwin Pohl oder August Philipp Henneberger, zu sehen, ebenso von den Künstlerinnen Irene Fastner, Heike Pillemann und Ulla Schmidt-Pesch.
Auch von Menschen, die sich ab etwa 1970/80 in ihrer Freizeit oder im Ruhestand mit Hinterglasmalerei beschäftigten oder die gegenwärtig hinter Glas malen, sind Bilder zu sehen:
von Josef Weber aus Roding, Siegfried Kaml aus Lam, Robert Haimerl aus Furth im Wald, Theresia Haimerl aus Ränkam, Franziska Baumann aus Bad Kötzting, Christine Fischer aus Cham oder von Günther Bauernfeind aus Viechtach, dem Volkskundler und früheren Leiter des Wallfahrtsmuseums Neukirchen b. Hl. Blut.
Die Ausstellung zeigt ebenso Beispiele von tschechischen Hinterglasmalern der Gegenwart aus den Bereichen Kunst, Berufs- und Amateurmalerei. Bekannte Namen sind Jana Brožová aus Klatovy oder Jiří Honnis aus Südböhmen, einem prämierten „Träger der Tradition des Kunsthandwerks“ in der Tschechischen Republik.
Es sind etwa 150 Hinterglasbilder ausgestellt. Und auch die Sequenz „Hinterglasmalerei“ in der Schausammlung hat viele beeindruckende Objekte zu bieten.
Ein Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung und es erscheint eine zweisprachige Publikation.
Am Internationalen Museumstag, Sonntag, 18. Mai, findet um 14 Uhr eine Führung mit Museumsleiterin Maria-Luise Segl durch die Ausstellung statt. Der Eintritt ist an diesem Tag ermäßigt, die Führung ist kostenlos. Über weitere Veranstaltungsangebote informiert die Website des Wallfahrtsmuseums unter Ausstellungen – Markt 93453 Neukirchen b. Hl. Blut im Bayer. Wald.
Das Projekt „Update Hinterglasmalerei“ wird gefördert durch die Europäische Union im Programm Interreg Bayern – Tschechien 2021-2027, Kleinprojektefonds der Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn, Kultur und nachhaltiger Tourismus.
Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. HL. Blut, Marktplatz 10, D-93453 Neukirchen b. Hl. Blut
Tel. +49 (9947) 940821, wallfahrtsmuseum@neukirchen.bayern, www.wallfahrtsmuseum.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 – 12 und 13 – 17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag
10 – 12 und 13 – 16 Uhr, Anfang Nov. bis Mitte Dez. nur Dienstag bis Freitag