Storch in Unterstocka bekommt neues Zuhause
16.02.2023
Gemeinsame, pragmatische Lösung für den Artenschutz

„Die Pappel mit dem Storchenhorst ist nicht mehr standsicher, da müssen wir dringend etwas machen“, teilte Markus Schmidberger vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V (LBV) im Sommer des vergangenen Jahres der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt mit. Die besagte Pappel befindet sich unmittelbar am Hof der Familie Preis in Unterstocka und wird seit Jahren von einem Storch als Brutplatz genutzt. Das Spannungsfeld wird hier bereits deutlich: Ein bruchgefährdeter Baum in hausnähe und der Artenschutz in Form des Storchennistplatzes. „Was auf den ersten Blick nach Potenzial für Spannungen klingt, wurde zu einem Musterbeispiel für gemeinsames Handeln von Privatpersonen, Umweltverbänden, Firmen und Behörden“, bedankt sich Landrat Franz Löffler bei allen Beteiligten. Dies sei nur möglich gewesen, weil alle Akteure an einem Strang gezogen haben. „Pragmatisch, ohne voreingenommene Ideologien und mit Blick über die eigenen Zuständigkeiten hinaus.“ Das Ergebnis: Ein neuer Horst für den Weißstorch und Sicherheit für die Bewohner.
Brutplatz nicht mehr standsicher
Zum Zeitpunkt der Meldung von Schmidberger war die Pappel bereits so stark geschädigt, dass sofort Maßnahmen ergriffen werden mussten. Ein Entlastungsschnitt an den größeren Ästen wurde von den Landkreisgärtnern durchgeführt. „Der Entlastungsschnitt war auch bereits dringend erforderlich“, sagt Johannes Winter, Kreisfachberater für Gartenkultur am Landratsamt. Die Pappel könne zur Gefahr werden und müsse gefällt werden, war trotz der Sofortmaßnahmen das Fazit des Baumexperten. Nun galt es eine langfristige Lösung zu finden, denn die Pappel dient dem Storch in Unterstocka schon viele Jahre als angestammter Brutplatz. „Wir möchten den Storch unter allen Umständen am Hof halten“, sagt Katharina Preis, die mit der ganzen Familie den Storch bereits ins Herz geschlossen hat. Da die Pappel aber akut gefährdet ist, muss sie dringend gefällt werden. Als Zeitpunkt kommen nur die Wintermonate in Frage, wenn der Storch sein Quartier in Unterstocka verlassen hat und sich Richtung Süden ins Winterquartier zurückgezogen hat. Damit er im Frühjahr bei seiner Rückkehr nicht ohne Nistplatz auskommen muss, haben verschiedene Akteure in einem gelungenen Gemeinschaftsprojekt für einen adäquaten Ersatz gesorgt.
Bayernwerk stellt Mast für Weißstorchhorst
Die Bayernwerk Netz GmbH hat sich als örtlicher Verteilnetzbetreiber auf Anfrage des Landratsamtes dankenswerterweise sofort dazu bereit erklärt, einen nicht mehr genutzten Stahlvollwandmast zur Verfügung zu stellen. „Wenn wir vor Ort helfen können, machen wir das sehr gerne. Auf diese Weise hat der Mast eine vernünftige und nachhaltige Folgenutzung und wir unterstützen den Artenschutz in der Region“, sagt Dominik Grimm, Serviceleiter des Bayernwerk-Kundencenters in Regen. Vor wenigen Tagen war es dann soweit: Der Stahlvollwandmast wurde, nachdem er noch einen neuen Anstrich erhielt, aufgestellt. Das Bayernwerk hat hierzu die Firma El. Brandl aus Hohenwarth beauftragt, die anschließend auch den Ersatzhorst mit dem Hubsteiger in elf Meter Höhe auf dem Mast befestigt hat. Angefertigt wurde der Ersatzhorst von Peter Bartl vom Naturpark Oberer Bayerischer Wald e.V., der damit zum zweiten Mal ein neues Nest für Störche baute. Bartl hat nämlich bereits einen Ersatzhorst für die Störche in Döfering angefertigt.
Freude auf den Storch
„Es ist erfreulich, wenn Artenschutz auf eine solche breite Unterstützung trifft“, freut sich Felicitas Bücherl, Fachkraft der Unteren Naturschutzbehörde am Landkreis. Sie betont: „Diese Artenschutzmaßnahme konnte nur durch ein gutes Miteinander aller Beteiligten gelingen“. Die Kosten für den Mast und dessen Montage werden komplett vom Bayernwerk übernommen. Der Aufsatz auf den Mast wird vom Landkreis finanziert. Erst nachdem der Ersatzhorst „einzugsbereit“ ist, darf die gefährliche Pappel vor Ankunft des Storchens gefällt werden. Dies wird es in der artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung der höheren Naturschutzbehörde, welche für die Beseitigung des Weißstorchhorstes erforderlich ist, geregelt. „Wir freuen uns schon, wenn der Storch wieder da ist und hoffen, dass ihm sein neues Quartier gefällt“ sagt Familie Preis am Freitag nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind.
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