Helfen mit Engagement und Herz
24.02.2023
Bilanz nach einem Jahr Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bewegt nach wie vor die Menschen im Landkreis Cham. 1.187 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, davon 425 Kinder, haben derzeit hier ein sicheres Zuhause gefunden. „Bis zum 24. Februar 2022 schien uns ein solcher Krieg in Europa nicht mehr vorstellbar“, erinnerte sich Landrat Franz Löffler an den Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Bei der entsetzlichen Brutalität des Krieges ginge die Menschlichkeit verloren. Gott sei Dank anders im Landkreis Cham. Hierfür gelte es Danke zu sagen: „Der Landkreis Cham mit all den hier lebenden Menschen hat wieder einmal großes Herz und ein solides Wertefundament bewiesen. Wir haben gezeigt, dass wir unsere freiheitlich-demokratischen Werte wirklich leben“.
70 Prozent eigene Wohnung
Der Landkreis habe seine Aufgabe, sich um ukrainische Flüchtlinge zu kümmern, sofort angepackt. Die erste Notaufnahme im jetzt bereits abgerissenen Teil des Redemptoristenklosters sei buchstäblich über Nacht organisiert worden. Innerhalb weniger Wochen seien bis Anfang Mai mehr als 1.000 Menschen in den Landkreis geflohen, untergebracht und versorgt worden. Zeitweise habe das Landratsamt 81 Wohnungen angemietet für die Geflohenen. Mittlerweile haben aber nach nicht einmal einem Jahr mehr als 70 Prozent eine eigene Wohnung gefunden. Ein Erfolg. Ebenso wie die Tatsache, dass bereits ein Viertel der erwerbsfähigen Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten. „Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Geflohenen Frauen mit Kindern sind“, betonte Löffler.
Ehrenamt mit Herz
Einen wichtigen Anteil daran, dass der Landkreis seine Aufgabe so gut meistert, hätten die Ehrenamtlichen. „Ohne das Ehrenamt wären Essensausgaben, Sprachkurse, Dolmetschertätigkeiten und Fahrdienste nicht denkbar“, so Landrat Löffler. „Dabei sei jede Hilfe wertvoll, aber eine über ein Jahr dauernde beständige Hilfsbereitschaft etwas Außergewöhnliches.“ Allein 70 Menschen stehen als Übersetzer zur Verfügung. Dabei seien die Ehrenamtlichen bei allen Tätigkeiten immer mit Herz im Einsatz, ergänzte Reinhold Huger vom Treffpunkt Ehrenamt am Landratsamt. „Wir sind stolz drauf, ein Ehrenamtslandkreis zu sein“, so Huger.
Großes Engagement
Zur Integration tragen auch maßgeblich die Schulen bei. Schulrat Johannes Reutner vom Staatlichen Schulamt bedankte sich bei allen Pädagoginnen und Pädagogen für das Fingerspitzengefühl. Schnell eine pragmatische Lösung für die Schüler gefunden zu haben sei keine Selbstverständlichkeit. Als Koordinatorin rund um das Thema Ukraine am Landratsamt berichtete Jennifer Dietl vom großen Engagement aller Mitarbeitenden des Amtes. Bereits am 25. Februar sei das Postfach der Ausländerbehörde vor Hilfsangeboten übergelaufen. Die Hilfsbereitschaft bei der Wohnungssuche bestätigte auch Abteilungsleiter Norbert Wittmann: „Dank 500 Wohnungsangeboten innerhalb kürzester Zeit konnten wir alle Menschen anständig unterbringen.“ Sei seit 1. Juni kümmert sich das Jobcenter um rund 1.000 Ukraine, erläuterte der Geschäftsführer des Jobcenters Sven Schmuderer. Und das mit Erfolg, immerhin haben bereits über 150 von 650 erwerbsfähigen Ukrainerinnen und Ukrainer Arbeit. Zudem besuchen derzeit 300 Menschen aus der Ukraine einen Sprachkurs.
Kriegsauswirkungen auf unser aller Leben
Neben den direkten Auswirkungen gab es aber auch vom Krieg bedingte massive Auswirkungen auf unser alltägliches Leben. Trotzdem sei die Solidarität mit der Ukraine ungebrochen. Besonders bemerkenswert sei, dass trotz aller Aufgaben und der Auswirkung des Krieges die Wirtschaft im Landkreis Cham erfreulich stark sei. So pendeln erstmals 560 Menschen mehr zu ihrer Arbeit in den Landkreis als es Auspendler gibt. „Der Krieg hat aber wieder einmal deutlich gezeigt, wie negativ sich Abhängigkeiten auswirken“, so Landrat Franz Löffler. „Wir müssen die regionale Versorgung noch mehr im Blick haben.“
Frieden und Stärke
Landrat Franz Löffler wünsche der Ukraine Stärke und den Menschen in Russland Friedensliebe. Trotz der staatlichen Propaganda sei er überzeugt es würden nicht alle diesen Angriffskrieg befürworten. Dagegen sei der Zusammenhalt der westlichen Staatengemeinschaft sehr wohltuend. Ebenso wie die weiterhin große Solidarität aller Mitbürgerinnen und Mitbürger mit den Opfern des Krieges. Der Wunsch nach Frieden aber bleibe groß.