Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Cham zeigen Haltung gegen sexistische Gewalt und Diskriminierung
„Deine Grenze bestimmst Du!“, „Nein heißt Nein!“ und „Über meinen Körper entscheide ich selbst!“ – mit kraftvollen Botschaften wie diesen setzen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Cham anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen ein starkes Zeichen gegen häusliche und sexualisierte Gewalt. Mehr als 100 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Region beteiligten sich an der Foto- und Videokampagne „Gleichberechtigung schützt vor Gewalt“, die auf die drängenden Themen geschlechterspezifischer Gewalt und Diskriminierung aufmerksam macht. Die Mitmachaktion wurde vom Netzwerk „Häusliche Gewalt“ im Landkreis Cham ins Leben gerufen, um die Situation von häuslicher und sexualisierter Gewalt, Partnerschaftsgewalt und Gewalt gegen Kinder in den Fokus zu rücken.
Häusliche Gewalt nicht nur ein Großstadtphänomen
„Die aktuelle Lage ist alarmierend. Jährlich sind Tausende Frauen und Kinder in Deutschland von Gewalt betroffen. Häusliche und sexualisierte Gewalt ist kein rein urbanes Phänomen, sondern auch im ländlichen Raum traurige Realität“, beschreibt Tanja Schmidbauer, Gleichstellungsbeauftragte und Koordinatorin der Aktion, die Situation. Im Jahr 2022 wurden deutschlandweit über 150.000 Fälle häuslicher Gewalt registriert. In der Oberpfalz stieg die Zahl der registrierten Fälle 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent auf 2.073 an. In drei von vier Fällen waren die Tatverdächtigen männlich und die Opfer weiblich. Zu den häufigsten Straftaten zählen einfache Körperverletzung und Bedrohung, aber auch Stalking und Sexualstraftaten stehen auf der Liste der Delikte.
Im Rahmen der Kampagne „Gleichberechtigung schützt vor Gewalt“ erhielten Bürgerinnen und Bürger im Zeitraum zwischen September und Ende Oktober die Gelegenheit, Fotos oder Videos von sich selbst, ihren Freundeskreisen oder Arbeitskollegen mit einem Kampagnenplakat zu erstellen und einzusenden. Zur Auswahl standen verschiedene Slogans, die die Forderung nach Selbstbestimmung und Respekt unterstreichen. Das Ergebnis ist eine beeindruckende vier Meter lange Collage, die ab dem 25. November zunächst im Landratsamt Cham und anschließend an weiteren Standorten zu sehen sein wird. Ergänzend wird das Bildmaterial über Social Media und regionale Medien verbreitet. „Die künstlerische Darstellungsform soll nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch dazu ermutigen, aktiv gegen Gewalt vorzugehen. Gleichzeitig dient die Kampagne als Plattform, um den Betroffenen Gehör zu verschaffen, ihre Stimmen zu stärken und auf die vielfältigen Hilfsangebote in unserer Region hinzuweisen“, so Schmidbauer.
Unterstützung für Betroffene im Landkreis Cham
Hilfesuchende Bürgerinnen und Bürger können sich im Landkreis Cham anonym und unkompliziert an den Frauen-Notruf Cham wenden, der rund um die Uhr erreichbar ist. Weitere Unterstützung bieten der WEISSE RING sowie die Fachberatungsstelle für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder in Cham. Wichtiger Baustein für die Bemühungen ist das 2012 gegründete Netzwerk gegen häusliche Gewalt, in dem sich Fachkräfte regional und überregional zu diesem Thema vernetzen. Dieses Netzwerk organisiert unter der Federführung der Gleichstellungsstelle des Landkreises nicht nur Kampagnen wie diese, sondern auch Aktionen wie die Präventionstage, die allein im Oktober über 1.500 Kinder erreichten, oder den Fachtag „Häusliche Gewalt – Kinder im Fokus“, der zur Vernetzung und dem fachlichen Austausch von Fachkräften beiträgt.
„Wir werden daher weiterhin alles daransetzen, diese Angebote zu stärken und auszubauen“, so Landrat Franz Löffler. „Der Bedarf an Präventionsarbeit, Fachkräfteunterstützung und Hilfe für Betroffene ist hoch.“ Zuletzt konnte der Landkreis mit Unterstützung der Diakonie Cham-Regen 2021 die Fachberatungsstelle für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder in Cham neu eröffnen. „Wichtig ist, dass man bei diesem Thema nicht wegschaut und sich traut, das Hilfsangebot in unserem Landkreis auch zu nutzen.“
Ein gemeinsamer Aufruf zu Gleichberechtigung und Respekt
Organisatorin Tanja Schmidbauer richtet ihren herzlichen Dank an alle Bürgerinnen und Bürger für das überwältigende Interesse und die Bereitschaft, sich für mehr Gleichberechtigung und weniger Gewalt zu engagieren. „Nur durch gemeinsames Handeln können Strukturen geschaffen werden, die Frauen und Kinder wirksam vor Gewalt schützen.“ Mit der Istanbul-Konvention des Europarats hat sich die internationale Staatengemeinschaft bereits 2011 auf den Weg gemacht, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt auf der Grundlage eines Abkommens zu bekämpfen. Um das Hilfsangebot noch gezielter auszubauen und Frauen und Kinder wirksam vor Gewalt schützen, sei die Umsetzung der Istanbul-Konvention durch den Gesetzgeber ein dringend notwendiger Schritt. „Trotz der klaren Verpflichtungen, die sich aus dieser Konvention ergeben, fehle in Deutschland leider immer noch eine klare finanzielle Regelung zur Umsetzung der Konvention auf kommunaler Ebene“, so Schmidbauer.
Mehr Infos über die Kampagne sowie Einblicke in die Bilder und Videos sind auf der Webseite des Landkreises zu finden. Ebenso werden die Beiträge auf den Social-Media-Kanälen des Landkreises auf WhatsApp, Instagram und Facebook veröffentlicht.
Die Ausstellungsorte „Gleichberechtigung schützt vor Gewalt“
25.11.2024 - 13.12.2024 Landratsamt Cham
13.12.2024 - 10.01.2024 Tourist Info, Sinocur Bad Kötzting
10.1.20245- 31.01.2025 Rathaus Cham
31.01.2025 - 21.02.2025 Agentur für Arbeit Cham
Weitere Orte werden ergänzt und sind auf der oben genannten Homepage einzusehen