Austauschtreffen zum Fachkräfteprojekt mit Kirgistan in der Berufsschule Roding

Landrat Franz Löffler (2.vl.) und Rodings Bürgermeisterin Alexandra Riedl (nicht im Bild) begrüßten den Staatssekretär für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie Tobias Gotthardt zu einem Austauschgespräch mit Vertretern der Landespolitik sowie der Kooperationspartnern des Fachkräfteprojekts mit Kirgistan in der Berufsschule Roding
Landrat Franz Löffler hat gemeinsam mit Rodings Bürgermeisterin Alexandra Riedl den Staatssekretär für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie Tobias Gotthardt zu einem Austauschtreffen über das internationale Fachkräfteprojekt des Landkreises mit Kirgistan am Freitag, 11. April, in der Berufsschule Roding begrüßt. Im Beisein zweier kirgisischer Azubis der Firma Müller Präzision informierte sich der hochrangige Vertreter des Bayerischen Wirtschaftsministeriums über das 2023 gestartete Pilotprojekt, in dessen Rahmen bereits 70 junge Menschen aus Kirgistan eine Ausbildung bei Unternehmen in der Region begonnen haben. Nach dem Gespräch folgte ein gemeinsamer Firmenrundgang durch die Produktionshallen der Firma Müller Präzision in Roding.
„Wenn wir in Bayern und auch im Landkreis Cham unseren bisherigen Wohlstand erhalten wollen, dann brauchen wir einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Mit dem Kooperationsprojekt mit Kirgistan geben wir hierauf eine wichtige Antwort, in dem wir auf eine gezielte qualifizierte Zuwanderung im engen Austausch mit den Partnern aus dem Herkunftsland setzen“, erläuterte der Landkreischef den Hintergrund der Initiative. Der Schlüssel zum Erfolg bei der Umsetzung des Projekts liege in einer perfekten Betreuung der Azubis vor Ort. Dies geschehe durch ein breites Netzwerk an Partnern aus Agentur für Arbeit, Volkshochschule im Landkreis Cham, Handwerkskammer, IHK und der Wirtschaftsförderung. Hinzu kommen direkte Verbindungen nach Kirgistan zu Partnerorganisationen und örtlichen Schulen.
Sprachausbildung im Herkunftsland stärken
16 heimische Betriebe aus verschiedensten Branchen von Industrie, Gastronomie und Handel bis zur Pflege sind mit insgesamt 13 Ausbildungsberufen an dem Projekt beteiligt. Nach dem erfolgreichen Start 2023 mit 21 Auszubildenden haben im September 2024 weitere 48 junge Menschen ihre Ausbildung begonnen. Wie Winfried Ellwanger, Geschäftsführer der VHS, erläuterte, werden die Azubis mit einer gezielten persönlichen Betreuung begleitet. „Dazu gehören auch Maßnahmen zur Integration ins gesellschaftliche Leben. Zum Beispiel, indem wir Verbindungen zur örtlichen Feuerwehr oder Sportvereine herstellen.“ Gleichzeitig arbeite man intensiv daran, das bestehende Netzwerk im Herkunftsland weiter auszubauen. Neben der Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen und Kenntnissen über das deutsche Ausbildungssystem stehe hierbei insbesondere die Sprachausbildung im Fokus. Diese zu stärken, ist aus Sicht der Teilnehmer die wichtigste Zukunftsaufgabe für einen nachhaltigen Erfolg.
Siegfried Zistler, Leiter der Berufsschule Cham, verwies auf eine unterdurchschnittliche Abbrecherquote unter den kirgisischen Schüler im laufenden Jahrgang. „Damit die Durchfallquote nicht steigt, brauchen wir eine Stärkung der Sprachförderung, denn das ist die Grundlage für das Erlernen der fachlichen Sprache“ Mit einer Unterstützung der Deutsch-Lehrkräfte vor Ort könne hier vieles erreicht werden, so die Einschätzung von Siegfried Bäumler, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. IHK-Chef Richard Brunner hob in diesem Zusammenhang das Alleinstellungsmerkmal des Chamer Projekts hervor. Bayernweit sei es das einzige Vorhaben, das bei der Fachkräftegewinnung einen gezielten Fokus auf die Ausbildung junger Menschen in der Region setzt.
Staatssekretär Tobias Gotthardt zeigte sich beeindruckt von der Netzwerkarbeit in der Region und der Initiative des Landkreises bei der Suche nach Lösungen auf den Fachkräftemangel. „Eine gezielte Fachkräftezuwanderung zu ermöglichen, ist kein einfaches Vorhaben, aber hier in der Region gelingt das. Was Sie im Landkreis Cham mit den Kooperationspartnern aus Volkshochschule Cham, IHK, Agentur für Arbeit und Landkreis auf die Beine gestellt haben, ist ein wirkliches Vorzeigeprojekt, und zwar nicht nur für Bayern, sondern für ganz Deutschland.“ Er kündigte an, das Thema im Rahmen der bevorstehenden Konsultationen der Bayerischen Wirtschaftsdelegation zum Schwerpunkt Zentralasien einzubringen sowie auch zu künftigen Gesprächen mit Diplomaten mitzunehmen. „Ich sage zu, ich werde mich um dieses Thema kümmern.“